Was soll ich sagen? Bald ist es vorbei. Ich komme nach Hause! Es waren dreihunderteinundsechzig Tage im Ausland, dreihundertsiebenundvierzig davon in Neuseeland, sieben Tage in Sydney und sieben Tage auf Tonga stehen noch an.
Das Jahr war eine lange Zeit, aber irgendwie auch nicht. Die Zeit verging so schnell! Zu schnell? Klar, manche Momente haetten laenger sein koennen, wie z.B. die auf dem Surfbrett und den Wellen, aber wenn ich an Natur denke, geht mir das Staunen nicht aus dem Gesicht und davon hab ich jede Sekunde aufgesogen und genossen. Neuseelands Natur ist so vielseitig, so unberuehrt und gut beschuetzt.
Blau! Gruen! Braun. Weiss?
Die so gruene Nordinsel hatte ich im Januar verlassen, um auf der trockeneren Suedinsel schliesslich total vom Nationalsport Rugby eingenommen zu werden, meine Erfahrungen im Unterrichten von Kindern zu machen und gegen Ende noch Rekordtemperaturen mit einem warmen Mai, einem gemuetlichen Juni, sowie einem spaeten Wintereinstieg mit einigen Frosts gegen Ende Juni, Anfang Juli zu erleben. Vielleicht schaffe ich es noch, an meinem letzten Wochenende auf der Suedinsel in den Genuss der Southern Alps zu kommen und die Piste auf einem Snowboard runterzubrettern. Genug Schnee waere mittlerweile da!
Einen Holden Commodore, einen Holden Ute, einen Ford Ute, einen Mitsubishi Boy Racer Car und einen Suzuki 4wd durfte ich probefahren. In einem Kubota 4wd bin ich ein halbes Jahr im McLaren Falls Park rumgeduest. Beinahe 40.000 km bin ich mit meinem ersten eigenen Auto, meiner Camry gefahren. Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wie kann ich ihr noch eine sichere Zukunft gewaehrleisten und wer wird sich um sie kuemmern, wenn ich nicht mehr da bin?
Drei Tuben Zahnpasta und drei Zahnbuersten hab ich verbraucht. Es gab ein paar Verletzungen, angefangen bei blauen Flecken und Abschuerfungen vom Surfen bis hin zu meiner Oberschenkelzerrung und dem Mullet Finger.
Ich bin zum Frisoer mutiert, hatte mir im September einen Langhaarschneider gekauft und seitdem vier oder fuenfmal selbst die Haare geschnitten, was meist eine bis anderthalb Stunden dauerte bis ich ein doch sehr zufriedenstellendes Ergebnis im Spiegel sehen konnte. Wenn ihr Termine machen wollt, meldet euch auf meiner alten 007-Handynummer, die ich Ende Juni erst wieder aktiviert hab und wenn ich wieder da bin, auch wieder benutzen werde. 😉
An Telefonaten und SMS von meinem Handy aus hab ich 55 NZD ausgegeben, ein Grossteil der Kommunikation zu meinen neuen Freunden lief allerdings ziemlich gut ueber Facebook und das ein oder andere Festnetztelefon auf der Nordinsel… Auch wenn die Kommunikation zu meinen Freunden zu Hause anfangs nicht meine Erwartungen erfuellen konnte und ich mit Heimweh nach zwei Monaten in einem anderen Land sass, konnte ich die Medaille wieder umdrehen und die gute Seite sehen. Es hatte sich ja auch gebessert, weil Skype mir einige einsame Minuten interessanter machte und mir ein Gefuehl von zu Hause ans andere Ende der Welt schickte, wenn auch nur in Zeitlupe oder in stockenden Bildern.
Ich freu mich schon darauf, euch wieder in meine Arme schliessen zu koennen!
Mein Konsum an neuer Musik war durch langsames Internet und auch einer nicht Vorhandenheit meiner Lieblingsmusikrichtung ziemlich eingedaemmt. Dank geht hier an Philipp, der mir drei CDs geschickt hat, die mich wenigstens in ein paar Neuigkeiten auf dem Laufenden hielten. Hier in Culverden konnte ich im Fernsehen viel der Neuseelaendischen Musik aufsaugen und im amerikanisch beeinflussten Mainstream auf dem neuesten Stand bleiben.
Wenn ich Neuseeland im Kopf habe, sehe ich da bzw. hier eine Vielfalt an Fruechten, die man sich auch mit wenig Einkommen leisten kann. Ich hab hunderte Kiwis gegessen, Aepfel in Massen, genauso Bananen, gut, das bekommt man alles auch in Deutschland. Neu fuer mich waren jedoch Feijoa und Papaya. Mangos und Annanas gehoerten auch zum gesunden Speiseplan. Schlussendlich konnte ich mich auch mit der einheimischen Suesskartoffel Kumara anfreunden – man muss nur wissen, wie man sie zubereitet! Probiert wurden natuerlich auch andere Gemuesearten, von denen ich viele Namen auch wieder vergessen hab.
So oft wie hier der Grill angeschmissen wird, hab ich vorher nie in einem Jahr gegrillt. Ich wuerde am liebsten einen der tollen grossen BBQ Grills mit einpacken, was meine 23 Kg fuer den Flug auf die Nordinsel vermutlich sprengen wuerde.
Gut, dass mein Koerpergewicht nicht gecheckt wird, denn da werden einige Kilos mehr als vorher mit nach Hause geschmuggelt: Natuerlich alles Muskelmasse!
Sechs Spiele habe ich fuer die zweite Mannschaft des Hurunui Rugby Clubs gespielt, die letzten drei davon volle Spielzeit, was offiziell 80 Minuten sind. Die anderen drei mit kurzen Einwechslungen. Die Aussenbahn wurde zu meinem besten Freund, was mir ermoeglichte auf dem Feld zu stehen, gleichzeitig aber auch viel von Aussen zu beobachten und zu lernen. Zwei Tries wurden von mir vorbereitet, zu viele Tackles verfehlt, einmal wurde ich dank einem spaeten Tackle zum Dick Of The Day ernannt, was mir in der Courtsession dann einige Strafen eingebrockt hat. Es faellt mir schwer diesen Verein zu verlassen, aber man soll ja aufhoeren, wenn es am besten ist.
Und trotz allem, was ich hier erlebt, wen ich hier kennen gelernt hab, freu ich mich sehr zurueckzukommen. Um meine Koelner Mentalitaet zu untermauern, ohne jedoch zu luegen, muss ich zugeben, dass ich mich wohl noch nie so gefreut habe, am 27. Juli in Duesseldorf zu sein.
Danke, Neuseeland! Auf Wiedersehen!